Für mich heißt das: Du bist nie gut genug vorbereitet!

Auch wenn ich es versuche, so viel wie möglich zu beachten und zu bedenken, es passiert in meinem Leben ständig etwas Unvorhersehbares. Meistens sind es Kleinigkeiten, die ich nicht erwartet oder übersehen habe. Aber manchmal gibt es auch große Überraschungen. Und dann muss schnell eine passende Reaktion gefunden werden. Vielleicht muss ich mich entscheiden – für oder gegen etwas. Oder ich muss um-organisieren. Termine verlegen, andere informieren, zusätzliche Vorbereitungen treffen. Manchmal muss ich auch auf etwas verzichten oder ich muss eine Chance nutzen, sonst ist sie vorbei …

Hinterher bin ich dann meist schlauer. Ich kann ziemlich genau erklären, wie es kommen konnte, dass … Oder wie es besser gewesen wäre, wenn …

Ich glaube, das kennt jeder von uns. Es kommt immer wieder vor, dass wir eine Entscheidung nachträglich anders gestaltet hätten, wenn wir es vorher besser gewusst hätten. Mancher verbringt sein ganzes Leben mit solchen Vorher-Nachher-Geschichten, um sich und anderen die eigene Biografie zu erklären. Nur: dadurch ändert sich die Biografie ja nicht!

Und da wir (außer vielleicht die Hellseher unter uns) nicht vorher genau wissen können, was als Nächstes und was in fernerer Zukunft passieren wird, müssen wir immer mit dem Risiko von „Fehlern“ leben. Einer meiner verdienstvollen Mentoren hat mir mal in so einer brenzligen Situation, als ich nicht wusste, wie ich mich „richtig“ entscheiden sollte, erklärt: „Jede Entscheidung ist zu dem Zeitpunkt, wo sie getroffen wird, eine richtige Entscheidung, wenn sie auf bestem Wissen und Gewissen beruht. Solange Du Deine Entscheidung vertreten kannst und berücksichtigst, was Du weißt, hast Du Dich richtig entschieden.“ Eigentlich ist das logisch, denn jeder Verstoß gegen meine Werte und gegen mein Wissen wäre eine falsche Entscheidung. Zumindest dachte ich das ziemlich lange.

Doch dann fiel mir wieder ein, wie viel Wissen mir noch fehlt. Und wie viele Menschen ebenfalls noch mehr Wissen suchen. Und meine Lehrer fielen mir wieder ein, mit dem oft zitierten Spruch: „Nicht für die Schule lernen wir, sondern für das Leben“. Allerdings hatte sich das während meiner Schuljahre oft genau umgekehrt angefühlt.

Wie kann man sich also darauf vorbereiten, das Leben „vorwärts“ zu leben? Sicher, lernen ist die beste Strategie – und zwar aus allem, was Dir und um Dich herum geschieht. Denn je mehr Du kannst und weißt, umso variantenreicher kannst Du auf das Unvorhergesehene reagieren. Aber reicht das?

Inzwischen denke ich, dass ich sehr viel Einfluss habe auf das, was mit mir und um mich herum geschieht. Egal, ob es um Umweltschutz, sozialen Frieden, Gesundheit oder meine Speaker- und Coacheinsätze geht: Ich kann wählen, was ich in die Welt bringe. Ich entscheide selbst, welchen Themen ich mich widme, mit welchen Menschen und Firmen ich kooperiere oder wen ich für welche Aufgabe wähle. Und so hat es auch Kierkegaard wahrscheinlich gemeint: Dem Leben das eigene Gesicht und den eigenen Inhalt zu geben ist sinnvoll – auch, wenn wir den Sinn erst hinterher erkennen.

Karin Rasmussen