Was passiert, wenn uns auf einem schmalen Gehsteig jemand entgegenkommt: Innerhalb von Sekunden entscheidet sich, wer ausweicht. In der Regel ist es nicht immer derselbe, manchmal weicht man aus und manchmal wird einem der Weg frei gemacht. Wie das kommt, erklärt uns Sarah Bansemer in ihrem Vortrag über „Machtspielchen“ oder ernsthaft „Statusverhalten“.

Dieser Status ist mitnichten statisch. Wir alle zeigen immer Statusverhalten, wenn wir auf andere Lebewesen treffen, und demonstrieren damit die Machtkonstellation just in diesem Moment. Im nächsten Moment kann die Verteilung schon wieder genau umgekehrt sein.

In seiner vollen Ausprägung äußerst sich der Hochstatus, in dem wir viel Raum einnehmen, eine gerade Körperhaltung haben, den Kopf erheben und mit klarer, ruhiger Stimme sprechen. Im Tiefstatus dagegen machen wir uns kleiner, senken den Kopf, haben unruhige Bewegungen und eine unsichere, eher hohe Stimme und lächeln häufiger. Wir orientieren uns jedoch an unserem Gegenüber und spielen mit ihm ein Spiel, bei dem fließend zwischen hoch und tief gewechselt werden kann. Personen, mit denen das am besten funktioniert, empfinden wir als sympathisch und „auf Augenhöhe“, obwohl wir das tatsächlich zu keinem Zeitpunkt sind, nur die Hoch- und Tiefanteile sind ausgeglichen.

Unsere Signale sind in der Regel nicht eindeutig: Wir stehen gerade und lächeln, machen eine große Geste und treten dabei einen Schritt zurück . Damit mildern wir den zuvor gezeigten Status ab und signalisieren, dass wir vielleicht doch nicht ganz so sicher oder unsicher sind, wie wir es eben gezeigt haben und geben unserem Gegenüber die Gelegenheit, den eigenen Status wieder anzupassen. Dies ist tatsächlich der Idealfall für eine Kommunikation, wenn beide Partner wie in einem Spiel, gleich einer Wippe auf dem Spielplatz, sich mit „hoch“ und „tief“ die Bälle zuwerfen.

Das Negativbeispiel, das allerdings auch gar nicht so selten vorkommt, ist, dass zwei Personen sich jeweils unter- oder überbieten. „Mein Haus, mein Boot, mein Auto“ ist ein Beispiel für den sich immer weiter überbietenden Hochstatus. Wenn nicht am Ende einer nachgibt, kann dies zu einem Konflikt eskalieren. Das Gegenteil ist jedenfalls in Deutschland auch sehr häufig anzutreffen, wenn Menschen sich in der Schilderung ihres Elends, ihrer schlechten Gesundheit und sonstigen Unbilden gegenseitig übertrumpfen. Wohin das am Ende führt, möchte man sich gar nicht vorstellen. 😉

Beide Status haben ihre Vor- und Nachteile. Der Hochstatus ist mit Aktivität und auch mit Verantwortung verknüpft. Der Tiefstatus steht für Passivität, aber auch den Luxus, sich entspannt zurückzulehnen, wenn es um die Übernahme von Verantwortung und das Treffen von Entscheidungen geht. Extreme sind immer anstrengend. Niemand will immer führen oder anderen die Führung überlassen. Optimal ist es, wenn wir der Situation entsprechend unseren Status wechseln können, idealerweise auf eine spielerische Art wie auf der schon oben genannten Wippe.

Wie das genau geht, kann man z.B. bei Sarahs Workshop „Machtspielchen“ am 29. März erfahren .

Bei unserem Netzwerktreffen waren die Machtverhältnisse jedenfalls ausgeglichen und es herrschte allenthalben Harmonie.

So freuen wir uns nun schon auf das nächste Mal am 29. März, dann gibt es einen Impulsvortrag von Natascha Griesinger.

Ein großes Dankeschön geht wieder an Dieter Düvelmeyer für die großartigen Fotos.