Ich weiß nicht mehr genau, von wem ich diesen Satz zuerst gehört oder wo ich ihn gelesen habe. Deshalb kann ich ihn auch nicht wirklich als Zitat ausweisen. Aber der Gedanke dahinter ist schon spannend. Wenn wir doch wüssten, was auf uns zukommt! Dann würden wir sicher in manchen Fragen andere Entscheidungen treffen. Oder doch nicht?
Mich hat diese Ungewissheit gestern in das neue Futurium getrieben. Ein Museum der Zukunft? Das ist doch in sich an Paradoxon! Wie kann in einem Museum etwas zu sehen sein, was es noch gar nicht gibt? Und wer kann denn wissen, was da ausgestellt werden muss und was nicht?
Genau das hat mich neugierig gemacht. Und siehe da- die Macher haben gar nicht den Anspruch, es schon zu wissen. Sie wollen mit uns allen gemeinsam darüber ins Gespräch kommen, wie wir in Zukunft leben WOLLEN. Als ob es danach ginge! Meine Vorfahren mehrerer Generationen haben mir doch beigebracht, dass es niemals danach geht, was wir wollen. Unsere Wünsche haben genau genommen beinahe fast gar nichts zu sagen. Und jetzt auf einmal wird da öffentlich gefragt. Das ist eine echte Herausforderung!
Also habe ich mir eine Diskussionsrunde gegönnt, deren Fragen mich berührten. Es ging um Utopien und um die Frage, wie wahrscheinlich sie sind. Eine Frage fand ich – weil sie meine Zielgruppe, die Führungskräfte betrifft – ganz besonders spannend: „Wird es in Zukunft keine Chefs/Chefinnen mehr geben?“
Der Referent sprach aus eigener Erfahrung von einem kollektiv geführten Unternehmen und von Entscheidungen, für die ganze Teams Verantwortung tragen. „Na gut“ dachte ich, so ganz neu ist das ja nicht. In den meisten Familien gibt es ja schon ähnliche Erfahrungen. Wenigsten manchmal. So als Beispiel, wenn es um den sonntäglichen Speiseplan geht.
Also mal ehrlich: wer braucht schon einen Chef, oder sogar gleich mehrere davon?
Wie sich zeigte, wünschte sich etwa die Hälfte des Publikums aber doch, dass es auch in Zukunft Führungskräfte geben sollte. Oder man konnte sich einfach nicht vorstellen, wie das gehen soll – so ganz ohne „die da oben“.
Und da hat es bei mir wieder mal „Klick“ gemacht. Wir brauchen sie nämlich doch! Wenn wir selbst nicht genug Überblick haben, es uns an Erfahrung oder generell an Kompetenz fehlt und wir uns der Verantwortung gar nicht stellen wollen oder können.
Es müssen nur nicht immer die gleichen sein! Und sie müssen auch nicht „oben“ sein! Es kann durch aus ohne Chef-Posten gehen, wenn die Verantwortung nach der größten Kompetenz aufgeteilt wird. Je komplexer nämlich Prozesse und Probleme sind, umso seltener verfügt ein einzelner über alle notwendigen Ressourcen und das erforderliche Know-how.
Also mir gefällt der Gedanke, dass irgendwann in Zukunft jeder und jede „Chef“ oder „Chefin“ sein kann, auf dem Gebiet der größten Kompetenz und genau dann, wenn es gebraucht wird. Also ohne Posten, ohne Karrierewettbewerbe, ohne Genderquoten und ohne Machtspielchen, einfach durch fachliche, soziale und emotionale Kompetenz.
Auf diese Zukunft bin ich sehr gespannt. Und sie scheint nicht mehr sehr fern zu sein …
Ich wünsche Euch allen den kompetentesten Chef für jedes Eurer Probleme!
Eure Karin Rasmussen