Kürzlich wurde mir eine schwierige Frage gestellt, die viele Selbständige häufig beantworten sollen: Was machst Du anders als Andere?
Ganz abgesehen davon, dass ich die „Anderen“ gar nicht alle kennen kann, scheint mir die Frage auch ziemlich in die Irre zu führen. Denn eine sinnvolle Antwort würde doch voraussetzen, dass der oder die Fragende schon ganz viele „Andere“ kennen muss, um die Wahrheit meiner Aussage zu prüfen. Nehmen wir also an, ich antworte – wie die meisten meiner Kollegen – mit einer Beschreibung meines Angebots [und das ist wirklich einmalig, ich habe es gegoogled 😉 ], woher weiß man dann, ob das stimmt? Ich muss also, um überzeugend zu wirken, einen direkten Vergleich anführen. Zum Beispiel könnte ich erklären, dass Andere weniger tief in die Materie eingedrungen sind, eine schlechtere oder gar keine Ausbildung haben, mehr oder weniger Leistung erbringen, andere Preise haben und so weiter und so weiter …
Damit hätte ich der/dem Fragenden eventuell die Mühe erspart, sich durch entsprechendes Recherchieren selbst ein Bild zu machen. Übrigens wird als Antwort auf diese Frage wohl kaum jemand darauf hinweisen, was Andere besser machen als man selbst… Was wäre also damit erreicht?
Und warum wird diese Frage überhaupt gestellt?
Vermutlich soll es die Antwort auf eine ganz andere Frage erleichtern. Nämlich auf die Frage, ob ich „besser“ oder sogar „die Richtige“ bin. Die richtige Unterstützerin zur Lösung eines Problems, die richtige Gesprächspartnerin für eine Diskussion, die richtige Geschäftspartnerin oder vielleicht sogar die richtige Freundin? Und mit „richtig“ ist eigentlich eher „passend“ gemeint. Es geht – so glaube ich – um die Frage, was wir miteinander anfangen können, womit wir uns gegenseitig ergänzen, unterstützen, nützlich sein können oder sogar, ob wir uns mögen. Doch wie soll man auf diese – unausgesprochenen – Fragen antworten, wenn man an Anderen gemessen wird?
Oder geht es vielleicht sogar um einen offen oder verdeckt ausgetragenen Wettbewerb? Wer ist besser, schneller, klüger, preiswerter, nachhaltiger, erfolgreicher… als die Anderen? Geht es um Sieg oder Niederlage in einem Wettkampf? Um was wird da gekämpft?
In meinem schon etwas längerem Leben habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Welt voller guter, kluger, mutiger und vor allen EINMALIGER, unverwechselbarer Menschen ist. In diesem Sinne ist jede und jeder „Richtig“. Das heißt nicht, dass es nicht auch Menschen gibt, zu denen ich nicht passe – weil unsere Ansichten zu gegensätzlich sind, weil wir uns nicht verständigen können, zu verschiedene Lebensmodelle und Interessen haben oder weil wir uns eben doch nicht mögen. Aber deshalb ist doch keiner von uns falsch und der andere richtig – wir sind nur anders. Und deshalb lohnt sich das Vergleichen für mich nur, wenn es wettbewerbs-frei ist!
Ich habe für mich daraus eine Aufgabe abgeleitet: Wenn Du lernst, die Verschiedenheit der Menschen und ihrer Lebensentwürfe als Bereicherung zu empfinden, wirst Du selbstbewusster und das Glück kommt in Gestalt der „passenden“ Begegnungen öfter als bisher von selbst zu Dir. In diesem Sinne wünsche ich Euch allen viele spannende Treffen in unserem Netzwerk Barbara Fischer & Friends